„Lass die Toten ihre Toten begraben“
Das sagt Jesus im Lukasevangelium im Kapitel 9 zu einem jungen Mann und fordert ihn auf zu evangelisieren. Dieser Satz aus der Überschrift verfolgt mich schon eine Zeit lang. Es ist nicht einmal die kaum nachvollziehbare Kritik am Verhalten des trauernden Sohnes, als vielmehr die fehlende Empathie Jesu, die uns so stutzig macht. Wäre dieser Mann dem Ratschlag gefolgt, wäre uns und Jesus der Apostel Judas vielleicht erspart geblieben. Also was soll denn das? Und warum sagt der „liebe Jesus“ über Trauernde, sie wären tot? Ist das überhaupt der Jesus, den wir kennen oder ist das nur eine Folge einer späten Redaktion des Textes im zweiten oder dritten Jahrhundert unseres Zeitalters?
Diese Aufforderung ergibt Sinn. Die Psychologen sprechen seit Langem davon, dass man depressiv wird, wenn man Dinge nicht sterben lassen kann. Eine Trennung von der Vergangenheit kann durchaus befreiend wirken, obwohl sie schmerzhaft ist. Aber in diesem Kontext wird es weniger darum gehen, Psychotherapie zu betreiben. Die knallharte Aufforderung, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und eine neue Realität des Reiches Gottes zu leben, ist nicht wegzudeuten.
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