Es braucht mehr als nur X, um als Christ im Leben standhaft zu bleiben

(eine Kurzkatechese über die Grundvollzüge des christlichen Lebens)

Eine kleine Denkaufgabe am Anfang: Wie viele Punkte auf dem Boden (mindestens) braucht ein hoher Gegenstand, um sicher zu stehen und nicht umzufallen? Ein kleiner Hinweis am Rande: Die Saarländer kennen das Gesetz der Schwerkraft vor allem vom Grillen über dem offenen Feuer – „Schwenker“ genannt.

Es sind drei. Wir kennen alle Stühle mit vier Beinen, die man in der Jugend sicher auch gerne als eine Art Wippe eingesetzt hat. Entzieht man dem Stuhl zwei der vier Stützen als Bodenkontakt, schon wir die Angelegenheit sehr wackelig. Man kann nicht mehr in jede Richtung kippen aber auf einer Achse ist man nicht stabil genug. Im Saarland nutzt man gerne das Dreibein als Träger für den Rost, um „schwenken“ (saarländisch für „Grillen“) zu können. Denn es sind mindestens drei Beine nötig, um ausreichend stabil stehen zu können – sprich: standhaft zu sein.

Dieses physikalische Gesetzt ist auf das geistliche Leben übersetzbar. Schon früh erkannten die ersten Christen, dass es nicht nur ums Beten geht. Sie wurden relativ früh mit den alltäglichen Nöten der Schwestern und Brüder konfrontiert. Und bereits bei den Aposteln verlangte man ein Bekenntnis (Standhaftigkeit in der Lehre Jesu) ab. Ein Bekenntnis bis zum Tod. Alle drei sind schon im Leben und Lehre Jesu zu erkennen. In der Zeit der großen Analyse der Evangelien in den ersten 4 Jahrhunderten sind daraus die drei griechischen Begriffe geworden: „Leitourgia“ (Gottesdienst / Gebet), „Diakonia“ (Caritas / Hilfe für körperlich Leidende) und die „Martyria“ (das Bekenntnis / die Lehre). Man nennt sie auch die drei Grundvollzüge der Kirche bzw. des christlichen Lebens.

Auf unser Leben übersetzt, bedeuten diese drei Standbeine, dass wir keines von ihnen auslassen können, ohne an Stabilität zu verlieren. Widmen wir uns nur dem Gebet, sind wir für Irrlehren anfällig, weil wir kein Wissen um die Irrpfade haben und uns schlicht in den Ideen verlaufen, von denen wir glauben, sie wären (wegen des vielen Betens) von Gott. Studiert man die Theologie (genauso wie Physik oder Politik) und praktiziert kein Gebet dabei, scheinen einem möglicherweise die Wege alle gleich richtig und von Gott gewollt (z.B. guter Vorsatz und gutes Ziel) . Und doch erkennt man die Wege Gottes nicht. Schließlich folgt man den falschen. (Hl. Ignatius von Loyola sagt in seinem Werk: der Feind der menschlichen Natur würde sogar übertriebene hehre Ziele einem unterjubeln versuchen, nur damit man scheitert und verzweifelt. Deshalb braucht es die Unterscheidung der Geister, die keine Supervision ist, sondern ein Dialog mit Gott = Gebet.) Hier liegt der Grund für die vielen Theologen (Studenten, Religionslehrer, etc), die ihren Glauben verloren haben.

Ähnlich verhält es sich mit der Caritas. Diese gibt es nicht ohne die geistige Kraft aus dem Gebet. ( Ohne die Kraft aus der Höhe kommt man sich oft ausgenutzt vor.) Bevor Jesus seine großen Werke vollbracht hat (Heilung, Speisung der Tausende), über das Wasser ging oder seine zentralen Reden hielt (Bergpredigt), ging er immer an einen einsamen Ort, um zu beten – alleine mit dem Vater zu sein. Es waren nicht selten ganze Nächte. Umgekehrt sagt Jakobus in seinem Brief, dass es keinen Glauben gibt, der nicht in Werken in Erscheinung treten würde: „Zeige mir deinen Glauben ohne Werke und ich zeige dir meinen Glauben anhand der Werke“. Ohne die Diakonia gegenüber Notleidenden sind Gebet und religiöse Bildung nur Lippenbekenntnisse. Früher oder später werden sie zu einem Hirngespinst. Wir kennen viele Pfarrer, die mit überzogenen Erwartungen daher kamen. Es fehlte ihnen die diakonische Praxis mitten in der Gesellschaft.

Egal, wie man es dreht und wendet: ohne die drei Beine auf dem Boden wird man immer instabiler, je mehr man in die Höhe wächst. Der saarländische Schwenker (das Dreibein) können wir als Sinnbild für unser christliches Leben verstehen. Wir müssen beten, charitativ sein und uns im Glauben weiter bilden und immer für Ausgleich zwischen den Standbeinen sorgen, um zentral über dem Feuer der göttlichen Gnade zu sein.