Der im Titel zitierte Spruch stammt aus dem Polnischen („Co ma piernik do wiatraka?„) und besagt, dass eine Aussage einen Zusammenhang zwischen zwei Sachverhalten herstellen will, wo es keinen gibt. So etwas nennt man in der Philosophie einen Kategorienfehler. Man könnte glauben, solche Missgeschicke können nur ungewollt passieren. Doch solche missglückten Argumentationen haben in unserer Gesellschaft Hochkonjunktur.
Ein Kategorienfehler entsteht, wenn man einen Begriff durch einen anderen Begriff unkritisch ersetzt, obwohl beide nicht deckungsgleich sind. Im weiteren Sinne ist eine Übertragung aller Eigenschaften eines Dinges auf ein anderes. Ein typisches Beispiel: „Obdachloser“ und (verzeihen Sie den verbreiteten derben Ausdruck) „Penner“. Man kann obdachlos werden durch Hausbrand, Arbeitslosigkeit oder sonstige Schicksalsschläge. Man muss als Obdachloser nicht unter der Brücke schlafen oder betrunken mit zerfetzten Kleidern auf der Bushaltestelle kampieren. Das schlimme Wort „Penner“ darf also nicht einfach durch „Obdachloser“ ersetzt werden.
In diesem Beispiel fällt schnell auf, dass beide Begriffe nur eines gemeinsam haben: das Fehlen eines eigenen Heims („Heim“ ist hier nicht mit „Haus“ oder „Pflegeeinrichtung“ äquivalent). Aufgrund dieser einen gemeinsamen Eigenschaft kann man beide Begriffe nicht beliebig austauschen, da sich der Aussagewert des Satzes drastisch ändert.
Oft ist es jedoch so, dass wir einen Bündel an Eigenschaften, der statistisch gesehen besonders oft bei bestimmten Arten von Dingen vorkommt, mit dem Namen dieser Art bezeichnen. Man denke hierbei an den „Ossi“, den „Polen“, die „Rothaarige“ … oder eben die „Frau“. Pauschal gesehen, haben es die Frauen schwerer als Männer, wenn es um Karriere und Posten geht. Nicht zuletzt deshalb, weil sie für Ihre Kinder daheim bleiben und auf einen großen Teil der Aufstiegschancen verzichten. Genau betrachtet, müsste man sagen: Wir sprechen von Menschen, die Eltern geworden sind und ihre Kinder in den ersten Jahren pflegen wollen. Das Wort „Frau“ ist an dieser Stelle manchmal sogar passend aber keines Falls äquivalent. Es kann sich prinzipiell also nur um einen Kategorienfehler handeln, wenn man Frauen fördern will. Das Wort „Frau“ wird stellvertretend für viele Eigenschaften verwendet. Es muss jedoch immer dieses Eigenschaftenbündel gemeint sein.
Beachtet man solche Missverständnisse nicht, so bringt man Gesetze hervor, die pauschal ein Geschlecht oder eine Gruppe bevorzugen oder benachteiligen. Beispiele dafür sind:
- die sog. „Frauenförderung“, die ohne gewichtigen Grund einem Geschlecht einige Vorteile gewährt und die Vertreter des anderen unnötig benachteiligt (Den Job, den eine zwanzigjährige alleinstehende Mini-Fahrerin ohne familiäre Verpflichtungen bekommen hat, kann der von der Arbeitslosigkeit bedrohte einzige Familienernährer nicht bekommen!)
- die Rasterfahndung, die z.B. Menschen arabische oder osmanischer Herkunft generell unter Verdacht stellt, obwohl die Konvertiten – deutsch-stämmige Bürger viel militanter zu sein scheinen
- die statistische Verallgemeinerung: Was für die Mehrheit gilt, muss nicht für einen bestimmten Menschen gelten. (Die Menschen setzen für gewöhnlich eigenes Leben nicht dazu ein, um andere zu töten. Auf Selbstmordatentäter gilt diese Verallgemeinerung nicht zu.)
- die Frauenquote, die blind eine nicht weiter begründete Zahl zum Scheidepunkt und für einige Männer zum schicksalhaften Scheiterpunkt erhebt (25% der Psychotherapeuten müssen angeblich weiblich sein. Warum gerade 25%? Und was ist mit „weiblich“ gemeint? Würde ein weiblich wirkender Mann auch ausreichen?)
Die pauschale Bevorzugung oder Benachteiligung steht im Widerspruch zum Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz und zum Verbot der Diskriminierung von Rassen und Geschlechtern. Bevorzugung aufgrund einer Funktion oder einer Eigenschaft wie „Bundeskanzler-Sein“ oder „Mutter-Sein“ oder „nicht laufen können“ sind hingegen legitim, solange sie diese Eigenschaft im Blick behalten. (Den Bundeskanzler von allen Paragraphen des BGB zu befreien, nur weil er das Amt inne hat, wäre ein kompletter Nonsens. Ihm einen Fahrer und ein Auto mit Sicherheitvorrichtungen zuzugestehen ist sicherlich sinnvoll.)
Die Fähigkeit, Kategorienfehler zu entdecken, ist leider selten angeboren. Sie muss geübt werden!
Nachtrag:
[Einfacher gesagt ist ein Kategorienfehler eine misslungene Ersetzung des Begriffes aus der Kategorie „A“ durch einen anderen Begriff aus der Kategorie „B“. Kategorien sind: Länge, Farbe, Zeit, Geruch, Geschmack, Dauer etc… „Ich habe die Wand salzig angestrichen“ wäre falsch, „Ich habe die Wand rot angestrichen“ richtig. Begriffe die mehr als einer Kategorie angehören eignen sich besonders gut für Sprachwitze, weil „schwere Schuld“ nicht gewogen werden kann…]
Und für alle die Witze lieben hier noch ein thematisch passendes Lachmuskeltraining: In Polen erzählt man den folgenden Witz, der auf einem schönen Kategorienfehler basiert.
„Wir haben das Jahr 1635. Der Dorfvorsteher ruft alle Bewohner zusammen und erklärt: ‚Der Schmied hat seine Frau umgebracht. Darauf steht die Todesstrafe. Wir müssen ihn an den Henker ausliefern.‘ ‚Halt‘ – ruf einer der Bauern – ‚wir haben ja nur den einen Schmied, wir können auf ihn nicht verzichten!‘ Alle Dorfbewohner geben ihm Recht. ‚Was machen wir dann?‘ – fragt der Bürgermeister verzweifelt. Stille im Saal. Nach einigen Minuten meldet sich der dümmste Bauer und sagt: ‚Lasst uns einen der Bäcker hinrichten, davon haben wir zwei.'“