Was macht eine gute Predigt aus?

Es gibt eine , die man Homiletik nennt. Sie ist ein Teil des Theologiestudiums und von der vorgeschrieben, um künftige amtsträger und Kleriker auf ihren Dienst als Prediger vorzubereiten. Dennoch hat es jeder von uns schon einmal erlebt, dass eine Predigt langweilig, lang und inhaltsleer ist. Was macht also eine gute Predigt aus?

Es gibt unzählige Faktoren, die auf die Qualität Einfluss haben. Zuerst einmal muss aber gesagt werden, dass es Faktoren gibt, die nicht objektiv sind. Jeder Zuhörer hat eigene Vorlieben, eine eigene Prägung und einen anderen Bedarf. Die einen brauchen eine intellektuelle Herausforderung, die anderen eine Stärkung in der schweren Zeit noch andere wünschen sich eine schöne literarische . Es ist also unmöglich, allen gleichermaßen gerecht zu werden.

Einige Faktoren garantieren jedoch ein zuverlässiges Fundament für eine gelungene Predigt. Aus meiner Sicht sind es vor allem die drei: Länge, Pointe und das rhetorische Handwerk.

Man erzählt sich unter den Theologen den Witz, dass ein junger Priester für den kranken Bischof die Eucharistie feiern soll. Er ist sich schrecklich unsicher, worüber er sprechen soll und fragt den Bischof etwas ungeschickt, was er in Anwesenheit seines Chefs predigen könne. Die Antwort ist klar und uneindeutig: „Sie können über alles reden, nur nicht über fünf Minuten!“ – lautet die Antwort des Ordinarius.

Ein anderer Spruch der Homiletiker lautet: Die ersten fünf Minuten predigst Du für , die weiteren fünf für die Menschen – sofern es ihnen gefällt. Danach predigst du nur noch für den Teufel. (Gemeint ist damit vor allem der Ärger der Zuhörer, die ungeduldig auf das Ende warten.) Die Länge ist nicht das entscheidende Kriterium aber eines der wichtigsten. Manchmal reichen auch 10 Sekunden um eine gute Predigt zu sagen. Denn es kommt auch auf die Pointe an.

Fehlt einer Rede sowohl der rote Faden – ein Leitgedanke – als auch eine unerwartete Wendung mit einem prägnanten Spruch, wird sie als fad und nichtssagend empfunden. Manch ein Prediger versucht es mit 100 kleinen Gedanken nacheinander. Natürlich kann jeder etwas dabei für sich entdecken, wird aber ziemlich lange gelangweilt. Man muss nicht schon am Anfang die Idee vom Ende verraten. Manchmal sind die unerwarteten Auflösungen die spannendsten. Sie bleiben oft länger im Gedächtnis als lange, sich wiederholende Reden mit 1000 Variationen desselben Gedankens. Es ist im Prinzip egal, welche Struktur Mann der Predigt gibt. Wichtig ist, das etwas hängen bleibt und einen Sitz im Leben der Zuhörer findet.

Als Drittes bleibt uns noch das rhetorische Handwerk. Hier sind die kleineren Elemente anzusiedeln. Sie sind sozusagen der Schmuck der Sprache. Die passende Wortwahl – entsprechend der Zuhörerschaft, die Ästhetik also die Schönheit des gesprochenen Wortes und natürlich auch der Humor oder kleine Geschichten, die den Leitgedanken in der Praxis zeigen. Eine aufgeblähte Sprache, die mit Fremdwörtern voll gespickt ist, verfehlt oft das Ziel der Vermittlung von Inhalten. In anderen Kreisen ist sie wiederum das erwartete Medium. Es ist also sehr situativ und von den Zuhörern abhängig. Auch die Ästhetik muss ansprechend sein: ein Gedicht oder eine brilliante bildgewaltige Sprache, eine stets wiederholte Frage oder ein anderer Stilmittel. Niemand will einfach nur ein Geplapper hören, eine Alltagssprache, schlicht und stumpf. Es muss im Gehirn des Zuhörers der Sinn für das Schöne angesprochen werden.

Nicht zu unterschätzen sind Geschichten und Witze, die in Verbindung mit dem Leitgedanken stehen. Witze greifen die Idee auf und stellen sie verkehrt herum dar. Sie lockern auf und helfen Brücken zur neuen Gedanken zu schlagen. Bis zur Perfektion beherrschte es John Fulton Sheen, der Erzbischof von New York, dessen predigten und Fernsehansprachen bis heute legendär sind und Tausende faszinieren. Seine Witze hielten die Zuhörer bei Laune und machten eine todernste Veranstaltung annehmbarer. Ähnlich verhält es sich mit Geschichten, die an den Leitgedanken anknüpfen. Sie helfen, das Gesagte zu deuten und etwas näher an der Praxis zu erfassen. Auch nutzte diese rhetorische Hilfe, um bei den Menschen anzukommen.

Ich denke, das sind die wichtigsten Elemente einer gelungenen Predigt, die im Rahmen einer heiligen Messe nachdem Evangelium als Homilie bezeichnet wird und als Deutung des Evangeliums nur den Klerikern zusteht. Eine Sache macht aber jede Predigt spannend und wertvoll: das persönliche Glaubenszeugnis. Alle hören gerne zu, wenn der Prediger über sein Glaubensleben erzählt. Hat er keines, merken es die Menschen sehr schnell: statt „ich“ kommt nur noch „man“ als Personalpronomen zum Einsatz. Dabei ist doch das Persönliche (wenn es nicht zum einzige Inhalt der Rede wird) Ermutigung, Empathie und Vorbild.

Ich hoffe und bete, dass Gott uns viele gute Katecheten schenkt, die gut ausgebildet und reich an Gotteserfahrung ansprechend, empathisch und ästhetisch anspruchsvoll predigen. Dieser neue Dienst in der Kirche, ausgestattet mit Missio Canonica, kann vielleicht mehr bewegen als Hunderte weiterer Berufskatholiken. Leider weigert sich die deutsche Bischofskonferenz bisher, die Umsetzungsdekrete zu verabschieden und dreht sich im selbst gezimmertem Hamsterrad des Synodalen Holzwegs. Schade um die vertane Chance für mehr Laien in der Kirche.