„Was ist Gebet?“ – kindgerecht erklärt

Im Rahmen der Vorbereitung auf die erste Heilige Kommunion darf das Thema „Gebet“ nicht fehlen. Doch es ist nicht so einfach, vom Gebet zu sprechen, wenn man es nicht verinnerlicht hat. Auch ein einfaches und einleuchtendes – für Kinder gängiges – Bild (eine Analogie) zu finden, ist gar nicht so simpel. Im Gespräch mit der Leiterin des diesjährigen Kurses durfte ich mein Erklärungsversuch vorstellen und später die Aufnahme durch die Kinder evaluieren. Es ist erstaunlich, wie gut es funktioniert!

Das Gebet ist wie… Na, nicht so schnell! Überlegen wir doch zuerst einmal, was das Gebet ist! Wenn man Gebet definieren will, spricht man meist von „Gespräch mit Gott“. Viele wenden ein, dass es auf einen Monolog hinaus läuft, denn Gott gibt keine wahrnehmbare Antwort und Ängste vor einer „fremden Stimme im Ohr“ haben wir sowieso.

Richtig ist: Gebet ist Kommunikation mit Gott. Und auch hier gilt: die verbale Kommunikation ist nur ein kleiner Teil. Unter den Menschen kennen wir auch die nonverbale, die extraverbale und die paraverbale Kommunikation, die zusammen genommen mehr als drei Viertel der gesamten Kommunikation ausmachen. Beim Gebet gibt es z.B. die stille Anbetung, in der Herz zu Herz spricht – wie bei Verliebten. Da wäre auch die tiefe innere Ruhe – eine starke Gewissheit, in Seiner Hand und geliebt zu sein. Nicht zuletzt ist da auch sein Name, der wie ein Schutzschild gegen alle Nachstellungen des Bösen wirkt – es reicht, ihn zu nennen oder im Stillen zu Gott zu sagen: „Hilf mir, denn Du bist mein einziger Retter!“.

Diese Erfahrungen, die hoffentlich jeder Erwachsene gesammelt hat, sind Kindern nicht vermittelbar. Da braucht es ein passendes Bild für eine Analogie: Das Handy.

Gebet ist wie Telefonieren. Man kann es wie mit einem Handy überall tun. Man kann Gott sein Leid klagen, sich bei ihm bedanken oder entschuldigen, man kann ihn um alles bitten – auch wenn er es besser weiß, was wir brauchen. Wie bei jedem Telefonat, so muss auch bei Gebet die richtige Nummer gewählt werden: Mit wem möchte ich sprechen? Das ist das Kreuzzeichen. Ist man verbunden, fängt man mit einem Gruß an. Gott zu grüßen, ihn den Herrn, Retter oder König zu nennen ist wie ein „Hallo Papa!“. Erst dann kann man los plappern. Aber man muss aufpassen. Ist man nur am reden, kann man gar nicht zuhören. Man muss zuhören lernen. Gott spricht ganz leise. Man muss sich schon sehr konzentrieren! Und manchmal reicht es auch, anzurufen und zu sagen: „Hallo Papa, es geht mir nicht gut. Ich wollte nur deine Stimme hören. Ich wollte wissen, dass du da bist.“ Sogar eine SMS reicht, um mit ihm in Kontakt zu bleiben. (Das würden die Fachleute als Stoßgebet bezeichnen.) Das kann man gut vorspielen und Schritt für Schritt analysieren.

Die Umsetzung durch die Gemeindereferentin in unserer Pfarrei war eine wenig anders. Nach einem gespielten Telefonat mit vielen Worten wurde analysiert: manchmal mehr und manchmal weniger gelungen. Als alles klar war, bekamen die Kinder Aufgaben zugeteilt. Auf mehreren Stationen war das Danken, das Bitten und das Klagen mit Hilfe von Symbolen wie Steinen und Perlen zu üben. Einen passenden Gedanken zum Ausdruck zu bringen, indem man eine Perle oder einen Stein in einen Korb wirft, war eine echte Herausforderung. Ein Heft mit dem Abbild eines Smartphones auf dem Umschlag und den einzelnen Gebetsarten im inneren, halfen, die Erinnerung daran wach zu halten.

Am selben Abend war die Erinnerung noch wach. In den nächsten Tagen wurde es jedoch immer schwächer. Trotz Übung (die ja im Stillen abgelaufen ist) blieb nicht viel hängen. Einzig das Heft hält die Inhalte auf Dauer fest, jedoch fehlt es an der Umsetzung im realen Leben.

Hätte ich meine Idee umgesetzt, würde ich in der Gruppe zusammen überlegen, wofür man danken oder bitten kann. Denn es fehlt uns allen an der Praxis und an betenden Vorbildern. (Die Erwachsenen haben dieselben Probleme wie Kinder und können in den meisten Fällen die Gebetspraxis nicht vermitteln.) Die Idee mit der Bewegung und Stationen würde ich übernehmen, um den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder und das „Bewegungsgedächtnis“ zu nutzen. An Stelle eines langen Gesprächs zwischen Erwachsenen würde ich eher ein kurzes kindliches Gespräch mit dem Papa einsetzen, um es noch deutlicher zu machen. Vor allem das „Hallo Papa“ – eine vertrauensvolle Hinwendung zu Gott – muss besonders betont werden. Denn das ist der Ursprung allen Gebets! Das lehrte Jesus seine Jünger: „Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt…“ Lk 11,2