In einem Videobeitrag auf youtube hat sich der schweizer Weihbischof Marian Eleganti etwas unglücklich zu der neuen Krankheit COVID-19 geäußert. Dafür kassierte er nicht nur die sachliche und angebrachte Kritik seines Amtsbruders aus Bamberg. Aber auch einen juristischen Maulkorb, weil die Kirchenpolitiker nur auf solche Ausrutscher warten. Die Wahrheit liegt – wie so oft – in der Mitte: Weder eine Strafe noch ein Zufall.
Gehen wir von dem problematischen Begriff der Strafe aus, sollten wir zunächst überlegen, welche Bedeutung das Wort in unserem Wortschatz hat. Wittgenstein – der „Erfinder“ der Sprachphilosophie – meinte: Die Sprache bilde die Realität ab. Aber sind Realitäten zwischen Sprachräumen denn so gewaltig, dass ein Wort in einem Volk noch dies oder jenes meinen kann – im anderen aber nicht? Was meint denn „Strafe“ bei uns?
Strafe ist im juristischen Bereich eine Art der Ausübung der Gewalt im Namen des Volkes. Ein Richter tut einem Bürger – mal mehr, mal weniger gerechtfertigt – Gewalt an, indem er ihn einsperren oder sein Geld einziehen lässt.
Bestrafen kann sich jemand auch selbst. Drogeneinnahme führt früher oder später zur Vernichtung des eigenen Körpers und Vergiftung der eigenen Psyche. Hier sollte man eher von der „Folge“ (im Juristendeutsch: ipso facto) sprechen. Eine solche „Strafe“ verursachten die Ureltern mit der Ursünde. Durch die Sünde kam der Tod. So sagt es uns die Bibel.
Hier kommen wir zur „unpersönlichen Strafe“, die keine bestimmte Person meint, sondern die Menschheit im Allgemeinen. Diese Strafe könnte man auch „Schicksal“ nennen. Die Erbsünde macht uns alle sterblich. Keime und Krankheiten, die im Garten Eden unbekannt oder vielleicht nur ungefährlich waren, sind für uns tödlich geworden.
Im letzten Sinne kann diese Krankheit als Strafe verstanden werden. Für die Helden, die trotz drohender Gefahr in den versuchten Gebieten unbedingt noch Ski fahren „mussten“, gilt vielleicht auch die zweite Bedeutung des Wortes. Für einige Menschen kann vielleicht auch der erste Sinn des Wortes zutreffen, denn wir wissen nicht, ob Gott diese Krankheit für den einen oder die andere als Strafe zulässt. Wir müssen dem Schöpfer aller Dinge überlassen, wie er als gleichzeitig gerechter und barmherziger Herrscher entscheidet.
Mich persönlich bewegte aber eine andere Frage: Als Allmächtiger könnte Er von einer Sekunde auf die andere die Krankheit ausrotten. Trotz vieler Bitten tut er es nicht. Hat er etwa Anderes im Sinn und nutzt das Schicksal der Erbsünde zu einem guten Zweck?
Wenn sich überkonfesionell eine halbe Million Christen zu einem gemeinsamen Gebet im Internet trifft, so dass unter Dank und Lobpreis die Plattform slido.com zusammen bricht… Ist das nicht ein Wind des Hl. Geistes?
Ich denke auch an die Länder, die von unserem Gesundheitssystem nur träumen können. Können wir zulassen, dass Millionen von Afrikanern sterben? Väter und Mütter – als ob der religiöse Hass auf die Christen, Ebola und AIDS nicht schon genug Kinder hat zu Weisen werden lassen? Wir haben das Kontinent lange als Rohstofflieferant und als Absatzmarkt für unsere Waren missbraucht. Natürlich haben wir auch geholfen und natürlich entstand ein Teufelskreis der „Hilfslieferungen-Sucht“. Diese Länder werden so oft von korrupten Politikern regiert, die wir unterstützen. Dort wird kaum in das Gesundheitssystem investiert. Daran sind auch wir schuld. Dass man dort nicht leben will und nach Europa flüchtet, ist nur plausibel.
Ein dritter Denkanstoß erreichte mich in der Zeit des Stillstandes: die Globalisierung verschiebt nicht nur Arbeitsplätze in Länder mit schlechteren sozialen Standards (China, Kambodscha, Vietnam) sondern verursacht Umweltverschmutzung durch die vielen unnötigen Warentransporte und die enorme Reisetätigkeit (übrigens: eine der Hauptursachen der Pandemie). Am schlimmsten ist es für mich, zu erfahren, dass z.B. Medikamente für Herzpatienten – die öfter schon knapp waren – nun ganz fehlen und Antibiotika zur Neige gehen.
Ich glaube schon, dass diese von Hysterie unnötig zur panischen Angst angeheizte Epidemie eine Art Strafe Gottes ist. Wir müssen umdenken! Wir haben uns selbst in eine Lage gebracht, die uns hier und da einige Euro spart aber zum enormen Risiko wurde. (Man denke z.B. an die Reserven von Schutzkleidung) Wir haben uns selbst bestraft. „Just in time“ widerspricht dem gesunden Menschenverstand. Der „Oikonomos“ – aus dem Griechischen: der Hausverwalter oder auch der Vater des Hauses – war für die Vorsorge zuständig. Das kann ich von unseren Ökonomen irgendwie nicht behaupten.
Vielleicht ist das die letzte Warnung. Wir sollten mit der Reparatur dieser Welt beginnen, bevor eine echte Pandemie oder eine andere Katastrophe kommt. Anfangen kann man auch ganz klein: natürliche Familien schützen, Vorsorge betreiben, Freundschaften in der Umgebung pflegen, gärtnern, regional einkaufen, auf Unnötiges und Wegwerfspielzeug verzichten, reparieren statt wegwerfen, auf gute Qualität statt auf vermeintliche Schnäppchen achten, ehrlich sein, nicht nur auf den eigenen Vorteil denken, Schätze im Himmel sammeln statt Geld zu horten, Kinder zu Altruisten erziehen…