Die Bibliotheken – die meisten jedenfalls – haben das an sich, dass sie ziemlich viele Bücher haben ;-) Das Wiederfinden anhand von einzelnen Informationen gehört somit zu einer der Hauptaufgaben dieser Einrichtungen. Egal, wofür man sich entscheidet: für eine Aufstellung nach Titel, nach Thema, laufender Nummer oder einer zufällig ausgewählten Nummer (wohl eher selten) – muss man die Systematik konsequent anwenden und für den Benutzer nachvollziehbar gestalten. Beides ist keine einfache Aufgabe.

Will man nach Titel alphabetisch sortieren, darf man nur eine Sprache in den Regalen stehen haben, da es (meines Wissens) kein Alphabet fürs gesamte Universum gibt, in dem neben Deutsch, Polnisch, Bulgarisch auch Klingonisch und Mandarin vertreten wären. Man behillft sich meist mir einer Umschrift (Transkription oder Transliteration – nach Lautähnlichkeit bzw. 1:1 Buchstabe für Buchstabe nach Tabelle). Dennoch wäre eine Suche langwierig (wenn z.B. 2 Bände derselben Serie unterschiedliche Titel trügen).

Fortlaufende Nummerierung hat den Vorteil, dass man das neueste Buch einfach ans Ende des Regals stellen kann. (Außer das Regal ist für das neu erworbene Bilderband zu niedrig.) Der Benutzer sucht eine Nummer, die ja in unseren dezimalen System leicht zu entziffern und weltweit eindeutig ist. Der Nachteil ist, die erhöhte Abnutzung der Schuhe und des Bodenbelags, weil zusammen gehörende Werke mal am Anfang und mal am Ende des Regals stehen können.

Ein schönes Mittelmaß bietet in Deutschland die Regensburger Verbundklassifikation (kurz „RVK“), die zu den Aufstellungssystematiken gezählt wird. Mit ein bis zwei Buchstaben als grobe Unterteilung in Basisklassen und anschließenden Nummern ist sie leicht zu merken (besser jedenfalls als lange Zahlen). Thematisch gruppiert werden die Werke nebeneinander und dennoch voneinander mit etwas Abstand aufgestellt. Unter „A“ fällt „Allgemeines“, unter „AA“ „Bibliographien“ (Literaturübersichtswerke), unter „AH“ Wörterbücher, unter „B“ Theologie und Religionswissenschaften, unter „N“ Geschichte, unter „NQ“ Geschichte seit 1918 und unter „NQ 1760-2540“ viele einzelne Themen zum Dritten Reich. Mit Bindestrich wird ein Bereich angedeutet, der meist nicht suchbar ist. Suchbar (weil mit Werken verknüpft) sind Schlüssel wie „NQ 2450“  – Außenpolitik des Dritten Reiches im Bezug auf das Memelland.

So schön es auch ist, in den neuen Räumen unserer Bibliothek am AX stehen zu bleiben und Buch für Buch zu stöbern und zu bewundern, was man auch noch lesen könnte, um schlauer zu werden ;-) In den meisten Fällen will man alle Werke zu einem bestimmten Thema finden. Das geht mit RVK sehr gut – vorausgesetzt, man weiß den RVK-Schlüssel. So wollten wir dem Benutzer die thematische Suche (eigentlich das „Browsing“) ermöglichen, ohne dass er zuerst irgendwo die passenden Schlüssel suchen muss. Daraus entstand ein Werkzeug, welches die RVK-API der Regensburger Unibibliothek nutzt, um den RVK-Baum dem Benutzer interaktiv bereitzustellen. Man klappt die Äste so lange auf, bis sie „Blätter“ (suchbare Schlüssel) ergeben. Klickt man auf diese, startet man in einem neuen Browserfenster bzw. -Tab eine Suche im OPAC (Online-Katalog).

Ist ein Thema nur schwer zuzuordnen, kann man auch die Suche bemühen. Diese bringt eine Liste von Treffern, die man per Klick in einem Vorschaufenster im Baum betrachten kann. Auf diese Art und Weise kann man den Einstieg in den RVK-Baum oberhalb des Fundes starten und verwandte Themen sehen. Hat man die Suche oft bemüht, verliert man den Überblick. Deshalb legen wir alle Sucheingaben und betrachtete Fundstellen in einem dritten Reiter in Auswahllisten chronologisch (aber ohne Dubletten zu erzeugen) ab. Wir speichern nichts, um Datenschutz-konform zu bleiben. Deshalb wird mit dem Verlassen der Seite alles wieder verschwinden.

Versuchen Sie es doch selbst. Ich bin auf Ihre Meinung gespannt.

http://www.sulb.uni-saarland.de/welt/OPAC/rvk.html

Es ist noch nicht in unser OPAC bei SWB integriert. Haben Sie woanders geklickt, kommen Sie zur Zeit nur per Zurück-Knopf wieder hin.

Technische Daten der Umsetzung:
JavaScript als jQuery-Erweiterung (Objekt-orientiert mit einem Konfigurationsobjekt. Bei Texten sind noch Änderungen im JS nötig.)
Die Kommunikation mit dem System in Regensburg wird wegen Cross-Domain-Policy der Browser über ein PHP-Skript als Proxy abgewickelt. (XML-Daten)
User-Interface bestehend aus einem Block mit drei Reitern (Browsen, Suchen, Verlauf) und einem Browse-Block, der mit Daten aus Interaktionen oberhalb gespeist wird.
Lizenz steht noch nicht fest (bisher übliches Copyright)