ITIL for all

Dummschwätzer so weit das Auge reicht. Egal wo man hinschaut, lauter BWLer. Einige von ihnen leiten erfolgreich namenhafte oder zumindest erfolgreiche Unternehmen. Der Rest schwätzt…

Neulich habe ich einen fast fertig-studierten BWLer erlebt. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen soll… Dabei will er seine Dimplomarbeit in der Informationswissenschaft abgeben!

ITIL ist wahrscheinlich die Bibel der BWLer – eine nette Geschichte darüber, wie die IT wirklich funktioniert. Diese kennen die IT nicht selber, weil sie dafür das falsche studiert haben… Sie lesen aus dem Buch, welches sie als „Best Practice“ bezeichnen, und glauben, was darin steht. Aber so – wie man mit der Biblel umgeht, so gehen sie dann auch mit ITIL um. Wie ich gehört habe, die wirklich Praxis-bezogenen Teile behandelt man nach dem eigenen Gutdünken, die „Prozesswelt“ bleibt eher der Stein der Weisen.

Nach ITIL gibt es für jeden Rechner-Schluckauf eine ganze Prozesskette. Zig Inputs und Outputs. Kein Wunder, dass man einem „Berater“ fast ein Jahresgehalt bezahlen muss, damit man zu hören bekommt: „Ihr seid jetzt ITIL!“ („Hurra, wir sind eitel!“ – lautet der Freudenruf.). Teilweise wird das einfache nur verkompliziertert… Ein Wasserkopf entsteht. Deutsche Produkte werden dadurch nur teuerer.

Das Allerbeste ist: die Bundeswehr wird auf ITIL umgestellt. Stellen Sie sich jetzt vor, der Chef einer Panzerdivision zieht in die Schlacht. Er muss seinen Bedarf an 12 (?) Zügen anmelden. Da meldet sich im Call-Center eine Mitarbeiterin des Bedarfsmanagements und nimmt die Bestellung auf. Da sie nicht selber entscheiden darf, muss sie auch die Kollegen von Incident-Management konsultieren und anschliessend weiterleiten. Da sie vergessen hat, die Leistungensvereinbahrung abzuschliessen, ruft sie zurück und verhandelt: Wie groß diese Panzer sein sollen, dürfen sie nur zu 99.95% verfügbar sein, müssen sie alle grün gestrichen sein – oder tät’s auch ein rosa-Panzer, wie viel Munnition braucht man denn und so weiter und so fort…

Und jetzt stellen Sie sich vor, ein Admin soll 50 DAU’s (1 DAU = 1 Dümmster Anzunehmender User) nicht nur das Internet freischalten. Nein, auch der Schutz vor Viren, Backup wichtiger Daten, Installationen, Konfigurationen, Spamschutz, Betreuung der Internet-Seite etc gehören zu seinen Aufgaben. Wenn er für jede Tätigkeit wie ein General einer Panzerdivision den Bedarf anmelden soll… Na gute Nacht! Dann braucht er zumindest zwei Sekretäre…

Es mag sein, das ITIL bei 250 000 Mitarbeitern in einem Softwareunternehmen sogar unentbehrlich ist. (Würde man es nicht anwenden, könnte man vielleicht sogar 50 000 davon sparen.) Aber als BWLer zu glauben ITIL ist das A und O, könnte man gleich an die Existenz von Einhörnern glauben!

Noch ein Beispiel...
Noch ein Beispiel...

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