Weltanschauung vs. Religion

In den üblichen Rechtstexten, bis hin zu Stellenausschreibungen und ähnlichen Dingen kommen diese zwei Begriffe nebeneinander vor. Sie wirken Synonym und austauschbar Punkt doch das sind sie nicht.

Wie der Name schon sagt, ist die Weltanschauung eine Art und Weise der Betrachtung dieser Welt, die jeder Mensch ganz persönlich vollzieht. Menschen mit ähnlichen Erkenntnissen dieser Beobachtung schließen sich zu interessenverbänden wie Vereinen oder Parteien zusammen. Davon zu unterscheiden ist die Religion, die eine Erklärung für diese Welt und bestimmte Pflichten beinhaltet. Die Religion hat einen totalen Anspruch an den Menschen, denn sie reicht über diese Welt hinaus.

Eine Weltanschauung, wie die des menschengemachten Klimawandels, kann wissenschaftlich begründet werden, ohne dass sie die Evidenz hat, die der Wissenschaft eigen wäre. Es ist einfach eine bestimmte Ansicht, verbunden mit der Hoffnung, dass sie stimmt. Ähnliche wissenschaftlich begründbare Ansichten sind z.B der Kommunismus, wonach allen Menschen nur das zum Leben nötige bereitgestellt werden muss, und das auch noch unterschiedslos. Stirbt der Mensch, kann es ihm egal sein, ob seine Weltanschauung stimmte.

Nicht so die Religion. Eine Offenbarungsschrift oder Legende wirkt sich auf den Menschen total aus Punkt das bedeutet, was er jetzt tut, wirke sich auch nach seinem Tode aus. Eine Religion kann – muss aber nicht – bestimmten Weltanschauungen widersprechen. So ist z.B das Christentum, dass laut der Bibel nur zwei Geschlechter kennt, niemals mit der Gender-Ideologie vereinbar, die Zig oder gar Hunderte Geschlechter kennt.

Die Weltanschauung und die Religion haben gemeinsam, dass ihre Begründung und ihre Zielsetzung niemals beweisbar sind. Sie sind zum Teil und unter bestimmten Umständen nur widerlegbar. Das weder Polen noch Russen oder Chinesen durch den Kommunismus eine glückliche Gesellschaft erreichten, kann an den Völkern liegen. Ebenso ist es nicht absolut und eindeutig möglich, zu beweisen dass es Gott gibt, ebenso wie das die Welt von Gott erschaffen wurde. Auch das Leben nach dem Tod und eine Strafe nach dem Tod sind wieder beweisbar noch widerlegbar.

Wozu brauchen wir also diese zwei Begriffe in den juristischen Texten? Es geht um die Entfaltungsfreiheit des Menschen und der Gesellschaft, die auf solche sinnstiftenden Ideen angewiesen sind. Es gibt keine Gesetze ohne eine weitere Begründung in der Weltanschauung oder Religion. Dass etwas erstrebenswert ist und mit Steuern gefördert werden soll, sitzt voraus, dass wir wissen, was gut ist und auf die Zukunft hin zu verfolgen wäre. Da keiner von uns die Zukunft vorhersagen kann, kann es also nur um eine Hoffnung gehen, die aus einer bestimmten Überzeugung kommt.

Religion und Weltausschauung sind also keine Feinde der Demokratie, sondern ihre Grundvoraussetzungen. So macht es keinen Sinn, von Trennung zwischen Kirche und Staat zu sprechen. Es sind von sich aus zwei verschiedene Institutionen. Meistens meint der Sprecher damit: die religiösen Vorstellungen und Pflichten sollen keine Auswirkungen auf Gesetze haben. Aber Gesetze brauchen Begründungen. Kommen diese Begründungen nicht aus religiösen Überzeugungen, entstammen sie anderen Weltanschauungen.

Aktuell erleben wir quasi religiöse Weltanschauungen, die einer Sekte gleichen. Sie haben den Absolutheitsanspruch einer Religion. Dadurch sind Dinge wie Besitz oder sogar Menschenleben angesichts des Verfolgten Ideals als minderwertig zu betrachten. Menschen, die sich an die Straßen oder Kunstwerke kleben, meinen, dass ihre Sicht der Dinge so unglaublich mehr Wert ist als das Leben eines Patienten im OP, der auf den Arzt wartet, dem Stau steht.

Um solche Meinungsdiktaturen zu verhindern, muss der Staat möglichst neutral bleiben und einen gerechten Ausgleich schaffen. Dabei darf er den Religionen aber nicht alles verbieten, da der Staat nicht beurteilen kann, ob es einen Gott gibt und dieser auch dies oder jenes verlangt oder nicht. Er muss es den Bürgern gestatten, nach ihrer Religion zu leben.