Psalm 42

Ich habe nie darüber nachgedacht, woher ich den Text kenne. Das Lied begleitet mich schon seit Jahrzehnten und nun die große Entdeckung.

Warum betrübt, meine Seele, hoffe auf den Herrn!

Ist das nicht ermutigend? Schon die Musik gibt einem Kraft und Mut. Erst recht der Text. 2600 Jahre alt, so in etwa. Schon damals wusste man um die Kraft des Wortes.

Heute sitzen wir in kalten, stillen Kirchen, singen masochistisch anmutende und moralisierende Selbstanklage. Fühlen uns unwohl und durch uns selbst enttäuscht. Ohne die Kraft, Dinge im Sinne des Evangeliums in unserem und fremden Leben anzupacken, senken wir lieber die Hürden, um nicht – trotz lautem „Hopp“ – an der Latte öffentlich zu scheitern.

Kein „Ich will rufen zu dem Herrn“ und schon gar nicht „Mein Herr lebt und gepriesen sei sein Name!“. Wo kämen wir denn hin, wenn wir uns auf verließen?!

Ich kann bei dieser Art von „“ nicht mitmachen. Gott gehört die Ehre! Und die mit Pauken und Trompeten. Kein trauern um eigene Ohnmacht, sondern Proklamation seiner Allmacht ist der erste Satz des Vaterunser. Es macht mich misstrauisch, wenn Fünfzigjährige, die früher nur Rock gehört haben, in der plötzlich ausschließlich Orgelklänge vertragen. Wessen Geistes Kinder sind die Vermeidungsstrategien, die nur leise Töne akzeptieren? Qui bono, wenn die Kirche und Gott als niedlich oder lebensfremd erscheinen sollen? Müssen Christen – die Gesalbten nicht eher ihrem Auftrag nachgehen und Gottes Größe und Güte in der Welt gegenwärtig machen? Wenn ja, warum schließen sie sich denn ein?

Die katholische Kirche in Deutschland schafft sich gerade ab. Die Kirchenfürsten bei uns kriegen nicht einmal päpstliche Vorgaben (Katechetenamt, Weltsynode, Evangelisierung) umgesetzt. Sie hecheln den Kameras der Fernsehanstalten und dem Zeitgeist hinterher. Eine Reinigungszeit für die Kirche, die lediglich durch die Kirchensteuer verhindert wird. Profiteure kommen und gehen. Der Parakletos – der Mutmacher bleibt.

Ich genieße weiter die Musik und bewundere die Kreativität in den Freikirchen, die mit melidischen moderne Klänge (wie aus dem Radio) alte biblische Texte Heute-kompatibel machen. Ganz im Sinne des Königs David.