Das Denken ist anstrengend – aber es lohnt sich…

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Ich war erstaunt, sogar entsetzt, als ich einen kurzen Artikel auf computerwelt.at über die Ahnungslosigtkeit der Mehrheit der Internetnutzer las [Update: Facebook-Nutzer um genau zu sein]. Obwohl diese Menschen ganz genau wissen, wie die URL von Facebok lautet, bemühen sie Suchmaschinen dazu, die Facebook-Login-Seite zu finden. Das ist schon mal eine gute Grundlage für Phishing. Doch damit nicht genug. Obwohl diese Seite ganz anders aussah, haben sich diese Menschen beschwert, dass sie sich nicht einloggen können. Keiner hat auf die URL geachtet. Welche Schlüsse ziehen wir daraus?

  1. Das Internet ist in manchen Händen wie eine entsicherte Waffe. Gott sei Dank, haben diese den Abzug nicht gefunden. …Was aber nicht bedeutet, dass andere ihn finden: die bösen bösen Hacker. Millionen von Windows-Rechnern hängen am Netz und sind potenzielle Gefahr für jeden Server (auch die extrem wichtigen – die unser Leben bestimmen), weil ihre Besitzer nicht einmal Basics der Computernutzung verstehen und auf jeden zweiten Virus einfallen. Andere verharmlosen es und sagen: „Das kann ich doch nicht wissen“ (Das könnten sie, wenn sie sich diesbezüglich ein wenig weiterbilden würden – auch mit Computerbild.) Man darf in Deutschland kein Auto unverschlossen auf der Straße stehen lassen (Ordnungswidrigkeit), weil schon alleine das Lösen der Handbremse durch einen Bösewicht die Gefahr für Leib und Leben der Passenten bedeuten kann. Man darf in Deutschland aber – ohne jegliche Folgen – Teilnehmer des Internets werden und völlig Ahnungslos einen Rechner betreiben. Das ist ja so als würde man das Auto zwar abschließen, aber den Schlüssel in der Tür stecken lassen. Ist das weniger gefährlich?
  2. Das Denken fällt offenbar den meisten Internetnutzern schwer. Sie sind naiv und ahnungslos wie Kinder. Gibt es eine Falle im Internet, müssen nur genug solcher Kinder darauf hereinfallen… dann macht man ein Gesetzt. Denken hilft manchmal auch.
  3. Weil die Internetnutzer so fahrlässig sind, könnten die Banken behaupten: „Erwiesenermaßen sind die Internetnutzer mehrheitlich unachtsam und naiv. Sie fallen sogar auf  ganz plumpes Phishing herein. Wenn auf einem Konto Geld fehlt, ist anzunehmen, dass der Internetnutzer dazu zumindest beigetragen hat. Aufgrund dieser Fahrlässigkeit sind wir als Banken aus der Verantwortung raus.“ Nach der sehr verbreiteten „statistischen Wahrheit“ müsste man dem auch zustimmen. Es ist wahrscheinlicher, dass ein Bankkunde weder die URL überprüft hat oder für die Sicherheit seines Rechners garantieren kann, als umgekehrt. Sollten Sie zur Minderheit gehören, wären Sie in der Pflicht, nachzuweisen, dass Sie dazu nicht beigetragen haben – Nur wie?
  4. Microsoft hat mit seinem Windows zu Verbreitung von Computern beigetragen. Viele Spielzeuge, zur Verbreitung des Internets. Damit bewegen sich beide Sachen auf dem „Spielzeug-Niveau“. „Klick mal hier, kannst nichts kaputt machen.“ – Lernen Rentner wie Kinder in Selbsthilfegruppen. „Na wenn es so ist… …dann lasst uns mal Klicken. Egal wohin, egal warum. Man kann doch nichts kaputt machen!“
    Wir sollten damit aufhören, diese Dinge als bloßes Spielzeug zu betrachten! Spätestens dann, wenn jeder Bürger an seine (aus meiner Sicht völlig sinnlose) DE-Mail angekettet wird und seine Steuerbescheide völlig unbemerkt an eine E-Mail-Adresse verschickt werden (und die Einspruchsfrist abgelaufen ist) gibt es großes Geschrei. Man sollte besser jetzt dagegen schreien, wenn man sich dagegen wehren will. Aber auch das ist den Meisten egal.

Es ist für mich erschreckend, wie naiv mit dem Thema Computer und Internet umgegangen wird. Um ein Auto fahren zu dürfen braucht man einen Führerschein (in Österreich einen „Lenkerschein“). Um etwas ebenso gefährliches und noch komplexeres zu bedienen, braucht man gar nichts. Man braucht nicht einmal zu denken!

Es ist nichts Neues, dass die meisten Menschen mit den Wölfen heulen… Als Mobs im Mittelalter unbeliebte Frauen zu Hexen machten, haben die (teilweise auch schlecht gebildeten) Inquisitoren wenigstens nach den Gründen gefragt. So konnten mehr Frauen vor dem Scheiterhaufen gerettet werden als darauf gelandet sind (Kein Witz, Tatsache!). Das Denken ist eben anstrengend. Anstrengender jedenfalls als nicht zu denken. Aber es lohnt sich. Das Denken kann sogar Leben retten!