„Pferde zwei“

In der Kategorie „Weisheit fremder Völker“ geht heute Polen mit einem Satire-Sänger Wojciech Młynarski ins Rennen. Im Showbusiness seit den Siebzigern hat er nicht an Analogien zu kommunistischer Herrschaft gespart und die Zuhörer zum Lachen und Nachdenken gleichzeitig gebracht. Eine seiner bekanntesten Balladen sind „Pferde zwei“ (pl. „Konie dwa“). Sie zeigt den Machtmissbrauch der Herrschenden auf, ohne mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Ein seltsamer Zufall, dass mit Youtube sein Video vorschlägt, während Twitter gerade massenhaft mit „Anzeigen wegen Majestätsbeleidigung“ um die Ecke kommt. Der innere Zusammenhang zwischen Ministern, die unter Missbrauch von Recht und Gesetz die usurpierte Autorität verteidigen, die sie leider nicht durch Kompetenz erworben haben. Aber sei’s drum!

Damit alle Leser verstehen, worum es in diesem Lied geht, versuche ich eine Übersetzung, die sich an der Melodie, dem Wortschatz und der etwas eigenartigen Grammatik des Sängers orientiert als an Genauigkeit der Übersetzung und Reim.

Ach, erheitert Euch unbändig
in Minuten diese Lied.
Zwei Pferde liefen im Gespann –
als Gespann Pferde zwei.
Erstes Pferd das war sehr brav:
Schritt, Galopp oder Trab.
Startete sofort und zog,
sobald es die Peitsche sah.

Ei, ei, eieiei!
… sobald es die die Peitsche sah.

Doch das zweite war ein stures,
ungehorsam und verrückt –
im Rennen schnell, im Mundwerk hart –
Zaumzeug sowie Rute waren ihm egal.
Wenn’s um Kutscher geht,
der auf dem Sitz mit der Peitsche saß:
Er liebte die Funktion des Leiters,
die Funktion war ihm sehr lieb.

Ei, ei, eieiei!
… die Funktion war ihm sehr lieb.

Jeden Tag sann er – der Fahrer –
mit bösem Blick stets nach:
Wenn ich den Zweiten nur bestrafe,
wird er schmerzlich treten mich!
Doch ich muss was unternehmen,
sonst muss ich weg von meinem Sitz.
Die Autorität geht mir abhanden,
doch die Autorität heilig ist!

Ei, ei, eieiei!
… doch die Autorität heilig ist!

Dann im Stall, gleich am Futtertrog
nahm der Kutscher seine Peitsche
in die Hände ganz schön fest
und … das brave Pferd gequält.
Doch das Zweiten mahnte er
mit seiner Stimme rauem Ton:
Bist du weiter ungehorsam,
dann verdienst du so wie er!

Ei, ei, eieiei! (Du Mähre!)
… dann verdienst du so wie er!

Dieser süßbitteren Ballade
gehe die Pointe um die Welt:
Wenn Autorität will Gangster haben,
der in Händen Peitsche hält…
wer da aufbegehrt, macht daraus
irgendeine Art Gewinn.
Doch wer immer brav und hörig,
der die Schnauze kriegt poliert.

Ei, ei, eieiei!
… der die Schnauze kriegt poliert.

Das Lied soll allen eine Mahnung sein, die ihre Machtposition lieben und ständig versucht sind, die Peitsche zu gebrauchen. Wenn man schon die Autorität hat, dann soll man sie für die Lösung echter Probleme einsetzen, nicht um kleine Leute zu schikanieren.